Haben Sie sich auch schon gefragt, was es eigentlich mit der Rohkost-Ernährung auf sich hat? Ist diese Ernährung nur eine Modeerscheinung oder verbirgt sich mehr dahinter? Ich habe in „Rohköstliches” die Rohkost so beschrieben: „Unter Rohkost ist eine Form der Ernährung zu verstehen, die sich aus Lebensmitteln zusammensetzt, die möglichst naturbelassen, also wenig verarbeitet und kaum erhitzt, verzehrt werden. Spricht man von ‚Veganer Rohkost‘, ist damit vorwiegend Obst und Gemüse gemeint, das höchstens auf Temperaturen um die 40 °C erwärmt wird. Ergänzend werden Nüsse, Pilze, Sprossen, Trockenobst oder getrocknetes Gemüse und essbare Wildpflanzen gegessen.”
Rohkost – ein moderner Trend?
Frühe Erfahrungen bei der Therapie von Krankheiten mit Rohkost-Ernährung wurden bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gemacht. Damals waren es Ärzte, die mit Hilfe verschiedener Formen der Rohkost-Ernährung unter anderem rheumatische Erkrankungen, Hautkrankheiten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Nierenerkrankungen, Übergewicht und Fettleibigkeit kurieren konnten. Diese Erfolge waren belegt und dennoch konnte sich der Ansatz, über die Ernährung zu heilen, in der modernen Medizin nicht durchsetzen. Ab den 1980er Jahren dann waren es Laien wie Franz Konz und Helmut Wandmaker, die sich um die Verbreitung dieses Wissens bemühten und eine Wiederbelebung der Rohkostbewegung initiierten.
Rohkost ist angesagt
Prominente Persönlichkeiten achten mehr denn je auf Figur, Fitness und Form. So verwundert es kaum, dass viele auf der Suche nach der geeigneten Ernährung auf die Rohkost stoßen. Denn neben der Grundversorgung des Körpers können sie so auch für Schönheit von innen sorgen und auf jedem roten Teppich strahlen. Immer wieder liest man Berichte, in denen Demi Moore, Alicia Silverstone, Woody Harrelson und Uma Thurman als Anhänger der Rohkost genannt werden. Vielleicht sind diese Stars nicht immer 100%ige Rohköstler, aber eins ist sicher: Die wie Pilze aus dem Boden schießenden Rohkost-Restaurants rund um Hollywood oder in New York werden gerade von ihnen gerne besucht und können sich nur halten, weil Rohkost mittlerweile zum Trend geworden ist. Auch in Europa eröffnen immer mehr Rohkost-Restaurants.
Was unser Körper braucht
In unserer Wohlstandsgesellschaft können wir es uns leisten, uns jederzeit mit Lebensmitteln zu ernähren, die uns lecker schmecken und möglichst einfach zuzubereiten sind. Aber sind sie auch gesund? Wenn wir wissen wollen, was gesund ist, dann müssen wir uns an erster Stelle fragen, was der Körper braucht: Kohlenhydrate, Proteine und Fette sowie Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe. Die Versorgung mit Kohlenhydraten (Getreideprodukte, Kartoffeln, Reis, Zucker etc.) ist heutzutage im Übermaß gewährleistet. Auch an Eiweiß (z.B. aus Hülsenfrüchten) mangelt es uns nicht. Fette sind ebenfalls reichlich enthalten, sodass sogar von „versteckten Fetten” gesprochen wird. Die meisten Menschen brauchen sich daher keine Gedanken um ihre Energiezufuhr zu machen, was fehlt, sind gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe.
Woher bekommt unser Körper all die wichtigen Inhaltsstoffe, die in unserer ursprünglichen Nahrung, den Wildpflanzen, von Natur aus enthalten sind? Studien haben ergeben, dass die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe wichtige Aufgaben in unserem Körper übernehmen. Die einzelnen Stoffgruppen, zu denen etwa Farbstoffe wie Flavonoide oder Carotinoide, Phytosterine, Phytoöstrogene, Senfölglykoside, Phenolsäuren und viele mehr zählen, tragen in unterschiedlicher Art und Weise zur Gesunderhaltung des Körpers bei. Wir finden darunter zum Beispiel blutdruckausgleichende, immunstärkende, cholesterinsenkende, herzstärkende, antimikrobielle, antioxidative und vor allem jede Menge krebshemmender Inhaltsstoffe, um nur einige wenige Wirkungen aufzuzählen.
Alles drin in Wildpflanzen
Der Vorteil der Rohkost ist, dass viele der lebenswichtigen Inhaltsstoffe wie Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe erhalten bleiben, weil sie nicht durch das Kochen zerstört werden. Will man möglichst viele davon aufnehmen, geht das besser in roher Form. Und weil Wildpflanzen im Gegensatz zum gezüchteten Kulturgemüse noch reich an Inhaltsstoffen sind, sind sie letzterem in ihrer positiven Wirkung auf unsere Gesundheit überlegen. Wildpflanzen zeichnen sich nicht nur durch einen höheren Gehalt an Mineralstoffen, sondern auch durch einen höheren Gehalt an Eiweiß, Ballaststoffen, Vitaminen und sekundären Pflanzenstoffen aus. So enthält die Brennnessel beispielsweise über 30 Mal mehr Vitamin C als ein kultivierter Salat und rund das Zehnfache an Eisen.
Gesunde Ernährung
Was also können wir essen, damit der Körper voll befriedigt und leistungsfähig ist und möglichst lange gesund bleibt? Orientieren Sie sich doch einfach an Hippokrates, der schon rund vier Jahrhunderte vor Christus gesagt hat: „Eure Nahrungsmittel sollen eure Heilmittel und eure Heilmittel eure Nahrungsmittel sein.” Geben wir dem Körper aufgrund dessen einfach, was er braucht – nicht mehr, aber vor allem auch nicht weniger. Meiden wir somit schlicht Nahrungsmittel, die überreich an Fett, Stärke und Zucker sind, aber kaum Vitamine, Mineralien und sekundäre Pflanzenstoffe enthalten.
Essen, was uns gut tut
Zwei Kriterien sind es, an die Sie sich ganz einfach halten können:
1. Der Grad der Verarbeitung – je frischer, umso mehr Inhaltsstoffe. Nehmen Sie vor allem Abstand von mehrfach Verarbeitetem.
2. Der Gehalt wichtiger Inhaltsstoffe. Richten Sie Ihr Augenmerk nur darauf, wie viele Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe in Ihren Nahrungsmitteln enthalten sind, so landen Sie automatisch bei Obst, Gemüse und Wildpflanzen. Diese Lebensmittel können Sie ganz nach Lust und Laune kombinieren und mit ebenso wertvollen Samen, Nüssen, Pilzen etc. ergänzen.
Ganz praktisch – für Einsteiger
Wer jetzt einmal ausprobieren möchte, wie sich ein Leben mit Rohkost und Wildpflanzen anfühlt, kann das am besten tun, indem er sich einfach über einen gewissen Zeitraum davon ernährt. Anfängern fällt es oft leichter, erst ein paar Fastentage einzulegen, dann kann der Körper sich unbelastet auf die neue Ernährung einstellen und die Sehnsucht nach Gekochtem ist nicht so groß. Eine Rohkostkur für 3 bis 4 Wochen ist für den Einstieg nicht schlecht. Viele erleben diese Zeit als so beflügelnd, dass sie nicht mehr zur herkömmlichen Ernährung zurück wollen und die rohköstliche Ernährungsform mehr oder weniger beibehalten. Weniger zu empfehlen ist die Mischung von Rohkost und normaler Kost, weil Lebensmittel wie Zucker oder Mehl in der Kombination mit Rohkost gerne auch einmal zu Unverträglichkeiten oder Blähungen führen können. Besser Sie essen Rohkost daher getrennt von den üblichen Mahlzeiten oder – falls Sie diesbezüglich besonders empfindlich sind – legen Sie einzelne Rohkosttage ein.
Den ganzen Nutzen jedoch spüren Sie, wenn Sie die volle Umstellung, wenn auch nur zur Probe, wagen.
Vielfältige Rohkost
Wer nun denkt, Rohkost wäre langweilig, der täuscht sich. Der Speiseplan von Rohköstlern zeichnet sich durch viel Abwechslung aus – überzeugen Sie sich selbst davon. Wo sonst hauptsächlich Getreide, meist Weizen, den Magen füllt, steht bei Rohköstlern mengenmäßig Obst und Gemüse an erster Stelle, am besten ergänzt um eine abwechslungsreiche, der Jahreszeit entsprechende Auswahl an Wildpflanzen. In der Gourmet-Rohkost werden auch rohe Öle, Salz und Gewürze verwendet, während die Puristen lieber darauf verzichten.
Aber damit noch lange nicht genug: Rohe Kakaobohnen und Oliven, leckere Samen von Hanf oder Buchweizen, exotische Früchte und Nüsse in unzähligen Varianten lassen sich im Rohkostsortiment entdecken. Und nicht zu vergessen die Wildpflanzen: sie erst machen die Rohkost-Ernährung so richtig reichhaltig und beugen zudem Mangelerscheinungen vor. Machen Sie es also wie Popeye und greifen Sie zu Grünem, möglichst in seiner wilden Form, dann sind Sie immer gut versorgt.
ZUR PERSON:
Dr. Christine Volm, Autorin unter anderem von „Rohköstliches – gesund durchs Leben mit Rohkost und Wildpflanzen” und Rohkost-Coach.
Mehr Informationen zur Ernährung mit Rohkost und essbaren Wildpflanzen sowie zahlreiche Rezepte gibt es in den Büchern von Dr. Christine Volm „Rohköstliches – gesund durchs Leben mit Rohkost und Wildpflanzen” (Ulmer Verlag 2013) und „Meine liebsten Wildpflanzen – rohköstlich: sicher erkennen, vegan genießen” (Ulmer Verlag 2013). Beide Bücher sind im Handel erhältlich.
Zusätzliche Infos und Rezepte auf: http://tine-taufrisch.blogspot.com, www.christine-volm.de oder unter www.facebook.com/wildundroh.by.christine.volm TEXT: DR. CHRISTINE VOLM, FOTO: Kissatea
Rezept Buddha Bowl:
1 rote Beete und 1 Zucchini ganz oder mit dem Spiralschneider Spiralen herstellen
100g gekeimter Quinoa
1 Avocado
1-2 große Handvoll Vogerlsalat
1 Handvoll Sprossen
Matcha-Tahini-Sauce:
1/2 TL Kissa Matcha for Cooking (von kissatea)
1,5 EL Tahini
1 EL Olivenöl
Prise Salz
1/2 TL Agave
1/2 Limette
Quinoa keimen. Avocado halbieren und entkernen, Fruchtfleisch mit einem Löffel aus der Schale lösen, und in feine Scheiben schneiden. Avocado gemeinsam mit den restlichen Zutaten außer den Sprossen in einer Schüssel herichten.
Für die Sauce Matcha for COOKING sowie alle anderen Zutaten in einer Schüssel vermengen, eventuell mit etwas Wasser verdünnen und abschmecken. Zum Schluss mit den Sprossen garnieren u und mit der Matcha-Tahini-Sauce beträufelt servieren. Wer möchte kann auch noch etwas Ingwer dazugeben.
Fotocredit @kissatea